Zugegeben, das war ungeschickt formuliert (und ich bin auch nicht sicher, ob ichs im zweiten Anlauf geschickter hinkriege, aber ich versuchs mal:) Jemanden der École Marcinelle zuzurechnen, impliziert ja, dass der 'Zurechner' irgendeine Definition der ÉM zugrunde legt. Insofern passt die Zurechnung bestimmter Zeichner nicht so recht damit zusammen, dass Du den Versuch einer Definition kritisierst bzw. in Frage stellst...Zitat:
Zitat von Mick Baxter
Schon hier wird wieder eine Schwierigkeit deutlich: Ist die ÉM nun eine Schule oder ein Stil (oder der Stil einer Schule)? Schon diese Unklarheit belegt, wie schwammig der Begriff ÉM in der Vergangenheit benutzt wurde: Schlicht ins Deutsche übersetzt ist es eine Schule (école). Als Abgrenzung zur Ligne Claire benutzt, beschreibt der Begriff eher einen Stil. Neben 'Stil' und 'Schule' bezeichnet Knigge in seinen 50 Klassikern (Gerstenberg, 2004) die ÉM auch als 'ästhetisches Konzept' (Seite 133). An anderen Stellen wird sie als 'Tradition' definiert... - So what?Zitat:
Zitat von Mick Baxter
Um die Verwirrung komplett zu machen, bring ich jetzt hier noch einen dritten Begriff in die Diskussion:
Den 'Brüsseler Naturalismus', zu dem Knigge (s.o.) schreibt, dass Jacobs die Prinzipien der Ligne Claire auf sein eigenes Werk übertrug (dabei aber auf die ironischen Brechungen Hergés verzichtete). Jacobs prägte "einen hypernaturalistischen Stil, der als Brüsseler Schule bekannt wurde und die Ästhetik des Comic-Magazins Tintin bis in die späten 1950er Jahre bestimmte." Als Vertreter dieser Schule/dieses Stils (!?) nennt Knigge dann J. Martin, Weinberg, Tibet und Graton.
Kurzum: Für die Einordnung bestimmter Autoren/Zeichner in spezielle Schulen/Stile/Traditionen/Konzepte, wäre eine klar umrissene Definition sicher hilfreich. - Andererseits ist fraglich, wie weit sie nötig ist: 'Comic' und 'Manga' ist ja zB auch nicht allgemeingültig definiert und wird trotzdem alle Nase lang ohne grössere Missverständnisse benutzt. (Wobei es allerdings genauso alle Nase lang Diskussionen gibt, ob zB 'Manga' nun geographisch oder stilistisch zu begreifen ist: Sprich: muss ein Manga aus Japan kommen, um ein Manga zu sein? Was ist mit Nicht-Japanern (Dierßen) wenn sie für den japanischen Markt Comics machen?)