Geschmacksdiskussion anhand zweier Beispiele
Hallo zusammen,
ich möchte mich mal wieder geschmacklich orientieren, bzw. sehen inwieweit es sowas wie ein gemeinsames Ästhetikempfinden gibt.
Dazu zwei Beispiele aus dem Bereich erotischer (aber nicht pornographischer) Comics:
Route des maisons rouge VS Oh! Wicked Wanda
http://cdn.comixology.com/2011/FEB11/FEB111059.jpg
http://2.bp.blogspot.com/-xzhNo-uq9Y...edWandaCvr.jpg
Ich bewundere die illustratorische Arbeit von Ron Embleton in Wicked Wanda sehr, aber irgendwie schien es mir bisher so, dass er bzw. Wicked Wanda gar nicht so sehr beliebt sei. Warum ist mir völlig unverständlich.
Sowohl inhaltlich (frivole Parodie auf amerikanische Politik und Medienszene der 70er und 80er) als auch zeichnerisch/malerisch (anatomisch perfekt und dabei ausdrucksstark und karikaturistisch; extrem aufwendig) bin ich seit Jahrzehnten schwerstens beeindruckt.
Teilt das niemand? Was misfällt daran? Der überpolierte Look? Das zu perfekte?
Meine Aktzeichenlehrerin (ihre Aktzeichen-Fähigkeiten halten sich imho in Grenzen) musste bei der Lektüre misfallend lachen. Ich glaube ihr Kritikpunkt war die unrealistische Darstellung. Ich weiß es aber bis heute nicht mit Sicherheit.
Jetzt hat gestern meine Frau die beiden o.g. Comics durchgeblättert und während sie bei Maisons Rouge nach ca. 8 Sekunden durch war, hat sie in Wicked Wanda immerhin fast 2 Minuten geblättert.
Maison Rouge ist stilistisch das, was eigentlich modern und imho auch populär ist (und nicht schlecht) aber die Tatsache, dass meine Frau offenbar mehr mein von einigen Leuten verschmähtes Wicked Wanda interessant fand, lässt mich ob meines evtl. doch nicht so exotischen Geschmackes wieder Hoffnung schöpfen.
Daher meine Frage in die Runde. Könnt ihr meine Gedanken nachvollziehen und meint ihr, dass es so etwas gibt wie einen gemeinsamen Nenner?
Ich weiß z.B. dass Howard Chaykin, mit dem ich mal auf einer Messe geredet habe, nichts von Manara und Serpieri hielt. Auch für mich nicht nachvollziehbar. Das einzige was man beiden vorwerfen kann ist imho Manara's langweiliges Storytelling und Serpieris bräsige Geschichten ohne Höhe- und Tiefpunkte, aber rein von den Panels und den Fähigkeiten her sind die beiden für mich über jeden Zweifel erhaben.
Durch die Tatsache, dass beide sich auch überdurchschnittlich gut verkaufen sehe ich mich hier geschmacklich auf massentauglicher Linie.
Vielleicht fragt man sich, warum mir das wichtig ist.
Es ist mir nicht wichtig den gleichen Geschmack zu haben wie die Masse, aber es ist mir wichtig zu verstehen warum die Masse etwas mag und etwas anderes nicht, um dieses Wissen dann (irgendwann mal) in eigene Arbeiten einflassen lassen zu können (wenn es um Kommerz geht).