Und überhaupt: "Comic". Bäh!
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Und überhaupt: "Comic". Bäh!
Wie wär's mit "Verlag"?Zitat:
Wie wärs statt "Independent"- mit "Küchentisch"- oder "No Budget"-Verlage?
eck:cool:rt
Aber "ICOM" und "Preis" dürfen stehenbleiben?
Der Preis ist kein Verlagspreis. Nur selten geht der Preis an einen Verlag (2000 an Zwerchfell, 2003 an Edition 52). Ausgezeichnet werden in der Regel die Autoren. Und beim Sonderpreis auch mal Leute, die weder Autoren noch Verleger sind.
Das fett Hervorgehobene ist für mich der springende Punkt. Reprodukt und Avant, für mich ganz klar Independent-Verlage, sind die erklärten Lieblinge des Feuilletons, über ihre Comics wird überdurchschnittlich oft berichtet und zwar auch und besonders in großen überregionalen Zeitungen. Der Erfolg von "Der letzte Tag vom Rest..." wurde auf diese Weise auch ein wenig herbeigeschrieben. (Man erinnere sich z.B. an die FAZ, wo Platthaus bereits zwei Wochen vor (!) Erscheinen dieses Buches im Herbst 2009 einen riesigen Lobgesang anstimmte.) Vermutlich nicht nur L.N.Muhr wettete dann im Vorfeld das Salons darauf, dass Ulli Lust beide Preise (ICOM und M&M) abräumen würde...
Dass Reprodukt- bzw. Avant-Bücher Preise einheimsen, kann also nicht wirklich überraschen und es stellt sich für mich eher die Frage, wie "independent" der ICOM-Preis bzw. seine Jury ist (nämlich independent von medialer Beeinflussung im Vorfeld), wenn Werke prämiert werden, die sowieso gerade die meiste mediale Präsenz haben und/oder z.B. auch beim M&M nominiert sind.
Und wie auch Burkhard Ihme befürchtet, steht nächstes Jahr etwas ähnliches mit der "Peer Meter-Schiene" bevor. Mit "Gift" wird nämlich in der Presse seit geraumer Zeit ein nicht nur meiner Meinung nach mittelmäßiger Comic mit unterdurchschnittlichem Szenario dermaßen gehyped, dass die ICOM-Jury auch an diesem Buch nicht vorbeikommen wird (falls es von Reprodukt eingereicht wird)...
Wir hätten kein Problem damit, keine Titel mehr für den ICOM Independent Preis einzureichen, aber dem sollte in der Tat eine Neudefinition des Preises vorausgehen. Welche Comics zu Recht oder zu Unrecht in den Medien auf Resonanz stoßen, hat, so denke ich, mit dieser Diskussion nichts zu tun.
@ICOM: Ich hatte ja oben eine Debatte innerhalb des Vereins vorgeschlagen. Gibt es denn keine Sitzungen, in denen so etwas diskutiert werden kann? Keine Mitglieder, die Interesse haben, eigene Initiative einzubringen? Es hört sich immer so an (und sieht am Stand in Erlangen oder Frankfurt auch immer so aus), als würdest du den ICOM ganz alleine tragen. Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo Christof Ruoss viel Energie in den Verband gesteckt und die Kommunikation nach Außen getragen hat. Kann man die Arbeit nicht auf mehrere Schultern verteilen?
Auch die Idee von Sanchez, die Firma Staedler oder andere als mögliche Sponsoren anzusprechen, finde ich sehr gut. Man könnte doch eine Menge machen.
Außerdem hat nächstes Jahr nicht die Peer-Meter-Schiene, sondern dieses Buch alle Preise dieser Welt verdient.
Nee, weiß auch nicht, was da los ist...
Wie kommst du darauf, die ICOM-Jury würde sich vom Feuilleton beeinflussen lassen? Die Juroren lesen alle eingesandten Comics und entscheiden anschließend selbständig. Und gerade die Comics der "üblichen Verdächtigen" müssen erst mal über die "denen können wir doch nicht schon wieder alle Preise geben"-Hürde kommen. Wenn sie dann doch wieder die Preise abräumen, obwohl ich immer versuche, Leute, von denen ich vermute, daß sie mit der "Kunst-Scheiße" nichts am Hut haben, in die Jury zu berufen, spricht das schon für sich.
Hihi... Schönes Bild, alle haben Kunst-Scheiße am Hut...
@ arzach
nun, eine mediale Präsenz bewirkt bei der Jury vor allem, dass man die Publikationen schon weit vorher kennt (schließlich wird im Internetz jede Medienpräsenz von Comics zu Genüge weitergetragen), bevor man die Einreichungen zugesandt bekommt - nicht mehr und nicht weniger. Anzunehmen, dass Jurymitglieder dadurch beeinflußt sein können, scheint mir äußerst dünnes Eis.
Ulli Lusts Comic (der ja nicht aus dem Nichts kam, sondern im Internet vorveröffentlicht wurde, bevor der Artikel darüber erschien) hat übrigens den M&M-PUBLIKUMS-Preis gewonnen, das sollte nicht unterschlagen werden und dass eine Jury und das Publikum einer Meinung sind, nunja.
Aber da wir hier schon so öffentlich sind: Man muss ja nicht unbedingt eine neue Kategorie schaffen, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass zettbeh Kategorie 5 umbenannt wird in: Sonderpreis der Jury für eine bemerkenswerte selbstverlegte Comicpublikation.
Da wäre dann für die Großen unter den Kleinen schon kein Preis mehr drin ... Aber das sollten andere entscheiden.
Nunja, im Supermarkt greift man auch eher zu dem Produkt, was man (aus der Werbung) bereits kennt... und zwar unbewusst...
Ich wollte aber der Jury gar nichts unterstellen, ich sagte wörtlich "für mich stellt sich eher die Frage... wie independent der Preis bzw. die Jury ist" als das, was hier diskutiert wird, nämlich wie independent die Verlage sind... Vielleicht hab ich mich da ungenau ausgedrückt.
Im übrigen habe ich nicht mitbekommen, dass es so eine große unterschwellige Unzufriedenheit mit den diesjährigen ICOM-Preisträgern gab...
Wie der "Publikumspreis" zustande kam, hast du aber schon mitbekommen, oder? :cool:
Streng genommen, ja.
Aber streng genommen meine ich ja auch, man ist als Comic-Verlag nicht unabhängig, wenn man nicht von Anfang an eine Druckmaschine im Keller hat und am Ende selber auf die Strasse geht, um die Heftchen an den Mann zu bringen - also muss man, oder besser ich, wohl ein bissi relativieren.
Für mich läuft der independent-Gedanke irgendwie immer auf ein 'alles', oder 'möglichst viel' selber machen raus. Das schliesst dein ökonomisches Kriterium natürlich mit ein.
Bei der Lizenzen-Frage stutze ich deswegen immer ein bisschen, weil da gibt's ja bisweilen recht pingelige Lizenzgeber, die einem ganz schön in die Arbeit reinreden. Ich sag nur Approval ...
Allerdings sind Lizenzcomics beim ICOM-Preis nicht teilnahmeberechtigt. Und bei den Eigenproduktionen reden am ehesten die Autoren mit rein. Insofern wäre gerade Zwerchfell besonders abhängig.
Das ist allerdings die Kategorie, die als Notausgang für Helden zur Nominierung von Internet-Comics gedacht ist.
Und sind Internet-Comics wirklich "verlegt"?
Möchte erst mal unterschreiben, was mein Mitjuror (der langjährige) schrieb. :)
Mein Vorschlag:
Der beste Independent Kurzcomic könnte von ICOM Mitgliedern gewählt werden. Diese müssten sich dann einloggen und dürften nur eine Stimme abgeben.
Auch wenn zur Vermeidung von Stimmmanipulationsversuchen vielleicht nur Mitglieder teilnehmen sollten, hätten Newcomer so die beste Chance auf Aufmerksamkeit.
Es könnte ganz interessant werden, wenn neben Anthologiebeiträgen u.a. auch Links zu bestimmten Webkurzcomics vorgeschlagen werden.
Die zwölf meisten Vorschläge kämen dann auf einer Liste der zur Wahl stehenden Kurzcomics.
Also Freiwillige vor, wer Vorschläge zählen möchte.
Muss ja nicht immer alles der Vorsitzende mache. Und die Juroren, haben auch immer ausreichend genug zu tun. ;)
Außerdem habe ich nichts dagegen, dass es Verlage gibt, die den internationalen Vergleich geradezu suchen (Wie auch immer sie das tun).
Denn dies ermöglicht ein gutes Niveau zu finden, das möglichst viele anspricht. Dabei kann das Niveau durchaus niveauvoll sein Das muss aber nicht heißen, dass man als Künstler damit seine nationale oder persönliche Identität über Bord werfen soll. Denn ungezwungen individuell sollte es schon bleiben.
Warum gut gemachte Arbeit nicht entlohnen? Wenn wir das nicht täten, dann müsste sich jeder Gewinner zukünftig fragen: Habe ich nur gewonnen, da die besseren Beiträge ausgeschieden sind oder habe ich gewonnen, da ich wirklich gut bin?
Ich hätte mich wirklich immens über einen sehr guten Newcomercomic gefreut, der im Selbstverlag erschienen ist (Im Copyshop kopiert und eigenhändig zusammengetackert :-) ). Aber wahrscheinlich werden die guten Comicautoren schon vorher von den Verlagen entdeckt und (so hoffe ich mal :-) ) optimal gefördert.
Denn unter fördern verstehe ich nicht ausschließlich, die Auszahlung von Honorare und Gewinne, sondern eine Betreuung, die einem Autor dabei hilft sich positiv weiterzuentwickeln (ein wenig Aufbauarbeit).
Die obige Meinung ist nur die Meinige. Und ein Vorschlag ist nur ein Vorschlag! ;)
So, jetzt klink ich mich wieder aus. Bye!
Wars das jetzt mit dem Sturm im Wasserglas?
Vielleicht sollten sich diejenigen, die Diskussionsbedarf haben, bzw. bei der letzten Preisverleihung "leichtes Unverständnis" äußerten, 2011 beim Comicfestival München mal mit dem ICOM zusammensetzen. Womöglich gleich im Anschluss an die kommende Verleihung der ICOM Independent Preise...?