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Ecktor, Lektor, Korrektor

Es hört einfach nicht auf.

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Zeiten sind das: Manchmal schreibe ich hier monatelang gar nichts, und dafür jetzt gleich den dritten Beitrag in einer Woche. Aber wenn es halt grad so viel zu vermelden gibt...

Dabei ist die eigentliche Meldung gar nicht so lang: Mittlerweile ist auch die englische Vorlage eingetroffen, und so kann ich mich endlich richtig in die Arbeit stürzen! Denn so ein Übersetzungslektorat beinhaltet ja mehr als die Sätze auf Lesbarkeit und Verständlichkeit zu prüfen, Wortwiederholungen und doppelte Formulierungen zu vermeiden, Schachtelsätze zu kürzen sowie Tippfehler (fehlende und doppelte Buchstaben, fehlende Satzzeichen etc.) zu finden. Daher nutze ich die Gelegenheit mal, euch, liebe Leser, genauer zu erklären, was ich hier eigentlich mache und wozu ich den englischen Originalband brauche.

Zum einen ist das das Längenproblem. Eine Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche braucht meist ca. 25% mehr Platz als der Originaltext - was schwierig ist, da der Platz in den Sprechblasen logischerweise begrenzt ist. In der Vergangenheit führte das dann gern mal zu so legendären Kurzsätzen wie "Du Hund!" - "Nein!" - "Genug!" und ähnliche Nagulismen. Heutzutage haben wir hingegen schon den Anspruch, trotz der Platzprobleme vernünftige Sätze zu formulieren, aber kürzen müssen wir dennoch. Das übernimmt meist der Übersetzer, aber natürlich schauen auch der Lektor und die Redakteurin nochmal auf die Formulierungen und versuchen das kürzeste Synonym zu finden. Und manchmal ist es dem Übersetzer nicht gelungen, so kurz wie möglich zu bleiben - das sieht man das auf einen Blick, wen man mit dem Original vergleicht. Im Zweifelsfall muss ich sogar Zeichen zählen! (Mit etwas Glück habe ich ein ordentliches pdf-Dokument mit korrekt angelegten Text-Ebenen, dann brauche ich bloß die entsprechende Passage markieren und kann den Computer zählen lassen - ansonsten heisst es, manuell abzählen.) Hätte ich nur die Übersetzung als Textdokument, könnte ich diesen Vergleich gar nicht ziehen und die Blasentexte gar nicht auf Längenprobleme prüfen...

Das ist der Hauptgrund, warum ich das englischsprachige Original brauche, aber nicht der einzige. Denn auch einem guten Übersetzer rutscht mal eine Redewendung durch, die man nicht wörtlich übersetzen sollte, oder er verwechselt bei kruden Formulierungen ausnahmsweise mal Subjekt und Objekt und gibt dem Text eine völlig neue Bedeutung... ich muss also auch die Übersetzung auf Richtigkeit prüfen. Bisher sind mir glüclicherweise noch keine wirklich schlechten, komplett fehlerhaften Übersetzungen untergekommen, im Gegenteil - ich bin meist restlos begeistert, vor allem beim GOON und bei MOUSEGUARD (wo die Übersetzer jeweils auch vor recht großen Herausforderungen stehen). Aber wie gesagt, ein paar kleine Fehlerchen finde ich manchmal schon, und selbst wenn nicht: auch um die Fehlerfreiheit festzustellen, brauche ich das Original, oder nicht?

Wichtiger als die Übersetzung gegenzuprüfen ist aber, den Sprachduktus des Originals zu beachten und beizubehalten. Auch hier sind die Übersetzungen immer ziemlich perfekt, aber aufpassen muss man dennoch. Manchmal rutscht eine fehlerhafte Anrede durch (das alte Problem mit dem "you") oder die Wortwahl passt an einer Stelle nicht zum Rest. Ich muss zugeben, hinsichtlich des Duktus und vor allem hinsichtlich flüssiger, lebendiger, realistischer Dialoge bin ich nicht unbedingt die beste Prüfinstanz, aber manche Dinge fallen mir dann doch auf... Und was mich stutzen lässt, irritiert auch den Leser und sollte daher überarbeitet werden.

Zu guter Letzt gibt es auch noch das Problem der falschen Blasenzuordnung. Vielleicht waren die Sprechblasen schon im Original durcheinander, vielleicht hat der Übersetzer die Reihenfolge durcheinander gebracht oder beim Lettering wurde etwas verwechselt. Auch hier hilft ein Blick ins Original, solche Fehler zu vermeiden. Ich sollte allerdings dazu sagen, dass ich nur äußerst selten dazu komme, diese Fehlerquelle zu identifizieren, da meine Arbeit meist vor dem Lettering beendet ist. Das Korrekturlesen der Druckfahnen wird meist im Verlag kurz vor Drucklegung durchgeführt, daher weise ich die Verantwortung für falsch zugeordnete Dialogfetzen prophylaktisch von mir...

Und das alles (minus den letzten Teil) liegt jetzt, wie gesagt, vor mir. Mit diesem kurzen Exkurs in meine Arbeit verabschiede ich mich von euch, liebe Leser, und wünsche euch ein schönes Wochenende. Fahrt an den See oder in den Wald, besucht eure Eltern oder Großeltern, legt euch in den Schatten und lest ein paar gute Comics. Bis bald, Bande!

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Aktualisiert: 08.08.2015 um 08:22 von FilthyAssistant

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